Folge 05 – Die Route wird neu berechnet

Carpe Artes Folge 05 - Die Route wird neu berechnet

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Dieser Monat soll ganz im Zeichen der Motivation stehen. Wenn man sich unter Künstlern und Autoren umsieht, dann findet man sehr viele außergewöhnliche Biografien. Die wenigsten Künstler haben einen geradlinigen Weg hinter sich, wenn sie endlich bekannt sind. Manche haben dabei so einige Hürden zu überwinden gehabt.

Diesmal gibt es auch wieder „nur“ zwei Themenfolgen, weil wir wieder zwei besondere Gästinnen für Euch haben. Zum Thema „außergewöhnliche Biografien“ passt das ja auch ganz gut. Schon reingehört? Teil I und Teil II sind hier verlinkt, die Zusammenfassung findet Ihr in diesem Beitrag.

Sommerferien - der Rückblick (Teil I)

Die Sommerpause ist vorbei. Genug gefaulhenz!

Wir haben uns einen Monat lang die dank Klimawandel zu heiße Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Jetzt sind wir top erholt und können es kaum erwarten, wieder durchzustarten!

Nun ja, das stimmt nur teilweise. Ja, die Sonne ist zu heiß, und verflucht noch mal ja, wir haben Euch und Carpe Artes vermisst. Wir hatten schon Entzugserscheinungen! Aber wir hatten keinen Urlaub. Wir waren fleißig.

Wenn wir also fleißig waren. Was haben wir dann angestellt?

In aller Kürze: Phina hatte nicht nur jede Menge Auftragszeichnungen, sondern hat auch noch lauter Märkte und Messen besucht und getestet (zum Beispiel war sie auf dem Flowmarkt in Berlin). Lillith arbeitet an ihrer Selbstständigkeit, der Neuauflage mehrerer Bücher und nebenbei mal eben an ihrem ersten Musikalbum (wir durften schon reinlauschen und sind begeistert). Und Mary hat in ihrer „Pause“ sechs Bücher veröffentlicht (gut, es waren zwei, aber da es beide in drei verschiedenen Formaten gibt, sind es offiziell sechs).

Außerdem waren Phina und Mary auf dem Festival Fantasia unterwegs. Die beiden haben tausende von Fotos gemacht – vor allem von den Cosplayern und LARPern, die in teilweise unglaublichen Kostümen herumliefen. Und Mary hat zusammen mit vielen anderen Autorinnen und Autoren Lesungen abgehalten. Mit Phina als rettendem Helferlein.

Und sonst so? Wir haben natürlich auch jede Menge für Carpe Artes angeschoben: 

Wir haben – auch aus therapeutischen Gründen als Arbeit gegen unsere Entzugserscheinungen – ein gemeinsames Fotoshoot absolviert, um wieder neues Bildmaterial für unsere Kanäle zu haben. 

Wir haben die Ehre, den neuen Der Selfpublisher zu bereichern (Ausgabe September 2019). Das ist eine Fachzeitschrift für Autoren (schwerpunktmäßig für Selfpublisher, aber unserer Meinung nach für alle spannend, die sich im Literaturbereich bewegen). Mary hat einen 4-seitigen Artikel verfasst, Interviews dafür geführt und eine Umfrage gestartet, an der noch immer teilgenommen werden kann. Wir haben diesem „Bonusmaterial“ hier einen Beitrag gespendet. Schaut mal rein (und gönnt Euch ruhig auch mal Der Selfpublisher).

Darüber hinaus planen wir noch lauter kleine und größere Überraschungen mit kleinen Radiosendern und coolen Events wie der Comic Con Germany, auf der wir in Stuttgart dabei waren. Sollte das an uns vorbeigegangen sein: In Kürze werden wir hier den Videomitschnitt unseres Live-CarpeTalks auf der Comic Stage der Comic Con Germany liefern.

Da wir dort auf den Geschmack gekommen sind, LiveTalks zu machen mit samt Publikum und direktem Austausch, werden wir als Presse auf der Germany Comic Con in Berlin dabei sein (wir, das sind in dem Fall Lillith und Mary; Phina haben wir undercover als Künstlerin eingeschleust). Wir sind gespannt auf die Interviews und Berichte, die wir Euch vom Event liefern können.

Funbreak

Unser erster Funbreak hieß diesmal „What the Sound?! Jeräusche raten“. 

Schnuffel hat Phina und Mary durch Lillith Sounds vorgespielt und die beiden mussten raten, worum es sich handelt. Ihr wollt gar nicht wissen, was da alles dabei war …

Unsere Hürden - Der Sprung ins Thema

Unsere eigenen Hürden sind oft etwas, über das wir nicht gern reden.

Da sind die Hürden von außen wie Ämter und Behörden, Wartezeiten und Verträge. Und so unangenehme Dinge wie Krankheiten. Auch, wenn wir auf andere angewiesen sind, kann uns das am Fortschritt hindern. Aber darüber hinaus sind da auch noch die inneren Hürden: Wenn wir uns Dinge nicht zutrauen und uns selbst im Weg stehen.

Wir stellen fest: Je holpriger der Weg ist, desto kreativer kann der Mensch werden. Zumindest stellen wir fest, dass unsere Routen schon oft neu berechnet wurde und das unserer Kreativität nicht geschadet hat.

Mary hatte bisher einen Nebenjob. Eine tolle Sicherheit. Oder eben doch Ballast? Zumindest war es schwer, die Route neu zu berechnen – denn bei fünf Jobs können nicht alle zum selben Ziel führen.

"Es gibt verschiedene Bilder, wie man Sicherheit interpretieren kann. Man kann sagen: Die festigt Dich, der gibt Dir eine Basis, auf der Du alles andere aufbauen kannst. Aber ab irgendeinem Punkt will man mit dem, was man eigentlich
machen möchte, abheben will - und dann ist die Sicherheit plötzlich der Ballast, der Dich am Boden hältst."

Phina wollte früher gern Schreiben. Aus dem Schreiben wurde über Kinderbücher dann das Malen. Auch innerhalb der Kreativität kann man sich umentscheiden und Neues wagen. Darüber hinaus hatte sie in ihrer Familie und auch selbst Kämpfe gegen Krankheit und Leid auszutragen. Lill kam zu dem Schluss:

"Künstler sind generell auch Lebenskünstler."

Lebenskünstler. Überlebenskünstler. Und wenn es dann ernst wird, lässt man das Leben weg, um Künstler zu werden.

Lillith konnte Mary und Phina nur zustimmen. Sie hatte alles andere als einen geraden Lebensweg. Um so beeindruckender, dass sie ihn bis hierhin gemeistert hat. Unsere Erkenntnis: Jeder Kampf macht uns stärker und lässt uns besser mit neuen Herausforderungen umgehen.

Eine Herausforderung ist mit Sicherheit auch, selbst zu erkennen, für welchen Weg man sich entscheiden soll. 

"Es gibt keine Probleme. Nur Herausforderungen. (...) Nennt man es Problem, dann ist es da, sitzt im Weg und ist Scheiße. Nennt man es eine Herausforderung, überlegt man, wie man drüber kommt."

Mit jedem Sieg überwindet man auch Ängste. Mit jeder neuen Motivation kommt unbändige Energie und man wächst über sich hinaus. Mit der richtigen Motivation nimmt man Hürden in Kauf. Ohne Motivation hingegen, ist alles deutlich zäher. 

Den inneren Kampf, den man austragen muss, um diese Motivation immer wieder zu wecken, wird von vielen unterschätzt. „Du hast es leicht. Das ist doch keine Arbeit.“ Doch, das ist es tatsächlich. Kreativ in geordnete Bahnen zu bringen, in denen man von seiner Kunst leben kann – ist kein Automatismus und keine Selbstverständlichkeit.

Die Hürden berühmter Künstlerinnen und Künstler (Teil II)

Nachdem es in Teil I zum Thema um langweilige Biografien ging (unsere), wenden wir uns in dieser Folge den spannenden Biografien der kreativen Geschichte zu – zumindest nachdem Schuffel erstmal rummeckern musste.

Bei unseren Recherchen sind wir über wirklich beeindruckende Biografien gestolpert. Aber lest (oder hört) selbst.

Ludwig van Beethoven

Man stelle sich einen Komponisten vor, der nach und nach immer schwerhöriger wurde und dann letztlich gehörlos. Je schlechter sein Gehör wurde, desto mehr konzentrierte er sich auf das Komponieren selbst. Aller Krankheit zum Trotz gehört er bis heute zu den am meisten gespielten und gehörten Komponisten der Welt.

Henri Matisse

Eigentlich der Juristerei verpflichtet, lebte er doch immer für die Malerei. Mit 72 erkrankte er schwer und ließ sich doch nicht vom Malen abhalten. Selbst vom Krankenbett aus, arbeitete er an seinen Werken. Und als ihm das Malen zu schwer fiel, verlegte er sich auf Scherenschnitte (Malen mit Scheren, nannte er es) und holte sich letztlich Hilfe: Dann wies er andere an, für ihn seine kreativen Ideen zu verwirklichen.

Hindernisse können ganz unterschiedlich auf uns wirken. Die einen müssen wir stur überwinden, um trotzdem weiter zu machen, mit dem, was unsere Kreativität ausmacht – wie es Beethoven oder auch Monet taten. Die anderen Hindernisse sorgen dafür, dass wir unsere Lebensroute neu berechnen müssen und so zu einer anderen Form des kreativen Ausdrucks kommen – so wie Matisse das getan hat.

"Ich hab mir das Leben oft wie ein Spiel vorgestellt."
"Tja, nur dummerweise hast Du nur ein Leben und wenn Du Game Over bist, dann kannst Du es nicht neu starten."

Erich Kästner

Erich Kästner hatte ein völlig anderes Hindernis: Er kämpfte als einer der wenigen Intellektuellen und zugleich Prominenten offen gegen den Nationalsozialismus. Er war dabei, als seine Bücher als „undeutsch“ auf den Index und im Anschluss verbrannt wurden.
Dennoch floh er nicht, sondern sah sich in der Aufgabe, als Chronist das festzuhalten, was in unserem Land geschah – auf dass sich diese Geschichte niemals wiederholen würde.

„Ich bin ein Deutscher aus Dresden in Sachsen. Mich läßt die Heimat nicht fort. Ich bin wie ein Baum, der – in Deutschland gewachsen – wenn’s sein muss, in Deutschland verdorrt.“

Und Erich Kästner hat nicht nur offen die Politik kritisiert – sowohl zur NS-Zeit als auch danach, er war nicht nur Chronist dieser Zeit. Er erschuf sich zusätzlich Pseudonyme, unter denen er auch zur Zeit der Nazis heimlich weiter veröffentlicht hat – unter anderem im Ausland. Er hat sich also wirklich mit allem, das er hatte und konnte, gegen dieses Regime gestellt und sich nicht aufhalten lassen, seinen Weg zu gehen.

Funbreak

Unser zweiter Funbreak heißt „Wer bin ich?“
Wer kennt dieses Spiel nicht? Wir vor allem kannten uns nicht.
Wir haben in diesem Spiel unser inneres Ich entdeckt und gemerkt, dass wir alle etwas Böhmi sind.

"Wenn Ihr das nicht wisst, woher soll ich denn dann wissen, wer ich bin?"

Wer kam durch seine Hürden zur Kunst?

Henry Fraser

Henry kam durch einen schweren Unfall, seit dem er vom Hals abwärts gelähmt ist, zu seiner Kunst. Er liebte das Malen und Zeichnen auch schon früher, gab es dann aber auf. Als er die Kunst wiederentdeckte, gab sie ihm die Kraft, sein Leben neu anzugehen. Und es ist keineswegs so, dass die Malerei leicht für ihn ist, denn er malt mit dem Pinsel im Mund.

"I may not be able to use my hands to do any of work but sometimes you just have to adapt to life’s challenges." (...) "After my accident I thought so many doors had been shut. In fact it’s opened so many more."

Dieses Video von Henrys Website gibt Euch einen Eindruck von seiner Kunst und der Art, wie er sie erschafft.

Christy Brown

Christy war ein irischer Maler und Autor. Er wurde mit einer schweren Athetose geboren. Er war nur in der Lage, seinen linken Fuß kontrolliert zu bewegen. Dank der Initiative seiner Mutter wurde er so gefördert, dass es ihm nicht nur gelang, sich verständlich zu machen, sondern auch zu Malen und zu Schreiben. Sein erstes Buch – „Mein linker Fuß“ (autobiografisch) wunder 1989 sogar verfilmt.

Michael Fehr

Michael ist schweizer Schriftsteller, der unter einer juveniler Makuladegeneration leidet. Einer Sehschwäche, die ihn dazu zwingt, seine Romane via Diktierfunktion zu schreiben.

"Michael Fehr ist Schweizer Kurator für Babelsprech zur Förderung junger deutschsprachiger Poesie und Poetologie. Michael Fehr ist Schweizer Gastgeber des open mike, internationaler Wettbewerb junger deutschsprachiger Prosa und Lyrik. Michael Fehr ist Juror für den Literaturwettbewerb Treibhaus."

Bild von Tettamanti
Christian Gebbert

Christian war Marys Schützling beim Autoren-Paten-Projekt Author Wing. Sie hat ihn auf seinem Weg zum ersten Buch begleitet. Oder es versucht. Leider verstarb Christian im Juni 2018 an seiner Krankheit – bevor er sein Werk vollenden konnte. Solange Mary ihn kannte, war er ein Gefangener seines Körpers. Er lebte mit einer voranschreitenden Lähmung und in dem Wissen, dass seine Zeit sehr begrenzt sein würde. Trotzdem hat er mit einer unbändigen Freude und großem Optimismus an seinem ersten Roman geschrieben – erst mit Irissteuerung und dann per Sprachsteuerung. 

"Leider keine Happy End-Geschichte. Aber es gibt nunmal Krankheiten, für die gibt es kein Happy End. Aber auch wenn man weiß, dass man etwas hat, das einen nicht alt werden lässt, gibt es eben trotzdem Möglichkeiten, die Zeit, die
einem verbleibt, gut zu nutzen. Und das Leben zu lieben in der Zeit, die es einem geschenkt ist."

"Leid ist nicht messbar und nicht vergleichbar."

Es geht uns hier gar nicht darum, möglichst dramatische Schicksale zu zeigen und zu sagen: Sei gefälligst dankbar, dass Du nur unter xy leidest. Es geht uns nur darum: Egal, welches Problem Ihr gerade vor Euch habt, Ihr kriegt das hin. Ihr seid nicht allein damit. Vor allem nicht so allein, wie Ihr Euch vielleicht manchmal fühlt. Und ihr seid nicht so machtlos, wie ihr vielleicht manchmal glaubt.

Millie Bobby Brown (Hauptdarstellerin in Stranger Things) kann auf einem Ohr nichts mehr hören. Das hält sie aber nicht davon ab, zu singen und zu tanzen.

„Ich fange an zu singen und wenn es sich doof anhört, ist mir das egal, weil ich einfach tue, was ich liebe. Man muss nicht gut singen können. Man muss nicht gut tanzen oder schauspielern können. Wenn man etwas wirklich gerne tut, dann sollte man es tun. Keiner sollte einen aufhalten“

Zum ganzen Interview mit dem Focus geht es hier. Zum Zeitpunkt dieses Interviews war Millie übrigens 13 Jahre alt.

Mutiger als so manch Erwachsener. Wir müssen feststellen, dass uns vermeintliche Schwächen und Handicaps oft aufhalten. Wir sind uns – auch ohne dramatische Biografie – oft selbst im Weg. 

Phina beichtet, dass sie schnell aufgeben will, wenn sich ihr ein Hindernis in den Weg stellt – weil sie nicht glauben kann, dass sie es überwinden könnte. Wir müssen lernen, offen mit unseren Hindernissen umzugehen. Zu unserem eigenen Besten. Um uns nicht verstellen zu müssen, um uns unserer Hürden bewusst zu werden, und sie dann auch angehen zu können. Ein Monster, dem man einen Namen gibt, kann man besser begegnen.

"Hindernisse können mich nicht aufhalten. Entschlossenheit bringt jedes Hindernis zu Fall."

Uns definiert das, was wir können, schaffen und überwinden. Aber uns definieren auch unsere Fehler – und die machen uns sympathisch und authentisch.

Hausaufgaben

Ja, die gibt es auch noch. Es ist diesmal auch gar nicht so schlimm. Versprochen.

Berichtet uns von Euren Hindernissen und Hürden. Sind sie bei Euch Probleme oder Herausforderungen? Nutzt den Hashtag #CarpeMut und schreibt uns. Wenn Ihr anonym bleiben wollt, dann schreibt uns privat an. Auch das ist völlig Okay. Vielleicht ist Eure Geschichte ja eine Motivation für andere.

"Der Erfolg ist nicht danach zu beurteilen, was ein Mensch im Leben erreicht, sondern nach den Hindernissen, die er auf dem Weg zum Erfolg überwunden hat."

Carpe Artes! Nutze die Künste! Mach was aus deiner Kreativität!

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