Folge 07 – We love to be entertaining

Carpe Artes Folge 07 - We love to be entertaining

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Wir sind wieder mit einer Themenfolge da – mit fachkompetenter, leichter Unterhaltung für unsere kreativen Hörerinnen und Hörer. Aber ist Unterhaltung eigentlich auch Kunst und wenn ja, warum?

Nachdem wir im Oktober drei Sonderfolgen für Euch hatten (von der German Comiccon, der Frankfurter Buchmesse und im Radio beim Radioplanet Berlin), wollen wir Euch nun endlich wieder aus unserem Impro-Studio in Berlin-Köpenick entertainen. Habt Ihr die neue Folge schon gehört?

Hier ist die Folge verlinkt, die Zusammenfassung findet Ihr in diesem Beitrag.

Was ist Entertainment?

Das allwissende Wiktionary sagt, Entertainment ist eine „fachkompetente Maßnahme mit dem Zweck der Unterhaltung“. Dem steht der Duden entgegen, der weniger optimistisch klingt: „berufsmäßig gebotene leichte Unterhaltung“.

Was denn jetzt? Fachkompetent oder leicht?

 YouTube klaut sich seine Beschreibung bei Wiki, der Quelle, wenn es um fachkompetente, leichte Unterhaltung geht:

"Entertainment is a form of activity that holds the attention and interest of an audience, or gives pleasure and delight. It can be an idea or a task, but is more likely to be one of the activities or events that have developed over thousands of years specifically for the purpose of keeping an audience's attention. Although people's attention is held by different things, because individuals have different preferences in entertainment, most forms are recognisable and familiar. Storytelling, music, drama, dance, and different kinds of performance exist in all cultures, were supported in royal courts, developed into sophisticated forms and over time became available to all citizens."

Das haben schon die alten Römer gewusst. Brot und Spiele halten das Volk ruhig.

Pleasure and delight„. Klingt für mich nach „Ablenkung vom Wesentlichen„. Zumindest im Fall der Römer. Warum sollte sich das geändert haben? Phina und Lill vermuten ja – ganz im Sinne einer unterhaltsamen Verschwörungstheorie -, dass die Regierung unseres Landes die Unterhaltungsbranche nutzt, um von den eigenen Machenschaften abzulenken.

Nach der These: Wovon wollen wir Euch mit diesem Podcast ablenken? Unseren Plänen zur Erringung der Weltherrschaft? Kann sein. Aber lauscht doch lieber weiter der Folge, als Euch darüber Gedanken zu machen.

"Inzwischen ist für uns ja alles entertaining. Ich habe das Gefühl, die Reizschwelle verrutscht immer weiter."

Wobei Mary ja eher ein Fan von Zuckerbrot und Peitsche* ist – ähnlich wie bei der Anstalt, dem Neo Magazin Royale oder Kabarettisten wie Hagen Rether. Gehört das dann auch zur Unterhaltung? Diese Form des Programms bringt doch eher „cogitation and shame“ als „pleasure and delight“.

Hagen Rether hat in einem seiner Programme mal sinngemäß gesagt, dass er sich wundert, dass Menschen dafür bezahlen, von ihm abgewatscht zu werden. Da gäbe es doch leichter verdauliche Shows, in denen immer die anderen Schuld sind.

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* Mary hat immer ihre eigene Peitsche dabei. Das wisst ihr ja.

Wie funktioniert Unterhaltung in der Literatur?

Phina fühlt Mary und Lill auf den Zahn: Versucht ihr, in Euren Büchern auch Zuckerbrot und Peitsche einzubringen?
Das können Lill und Mary nur bestätigen. 

"Belletristik ist ein gutes Beispiel für diese Mischung aus Zuckerbrot und Peitsche. (...) Ich finde, Belletristik darf Spaß machen, darf unterhalten. (...) Aber ein bisschen Moral mit einzubringen."

Vor allem bei Dystopien funktioniert das gut – und die sind aktuell tatsächlich beliebt. Man denke nur an The Walking Dead: Hirnlose Massen, die ein Land zerstören. 

"Was ich auch gehört habe, ist, dass die besten Bücher wirklich alle Emotionen ansprechen."

Wie kann man denn aber viele verschiedene Emotionen mit einer Geschichte auslösen?

Das Wichtigste ist, dass die Emotionen und Erkenntnisse durch die unterschiedlichen Charaktere einer Geschichte getragen werden. Es muss passen. Wenn der starke, mutige und etwas zu selbstbewusste Held plötzlich weinerlich zusammenbricht, dann muss vorher viel geschehen damit das passt.

Und was ist die Utopie des Entertainment?

Wie funktioniert denn Entertainment nun im Idealfall? Wie könnten wir es definieren? Und kommt uns jetzt nicht mit „Entertainment ist Unterhaltung“. Übersetzen ist nicht definieren!

"Ich glaube, Entertainment sollte im Idealfall gleichermaßen unterhalten und jemanden so anpacken, dass sich etwas in einem selbst verändert."

Unterhaltung sollte in unseren Augen nicht nur unterhalten, sondern auch unsere Kreativität fördern und fordern. Sie sollte dafür sorgen, dass man selbst unterhalten und handeln will. Entertainment genießen bedeutet also nicht, sich nur zuhause auf dem heimischen Sofa berieseln zu lassen. Entertainment sollte eher ein Startschuss sein, selbst aktiv zu werden.

"Unterhaltung ist ansteckend. Unterhaltung ist viral"

Funbreak

Schnuffel fühlte sich durch uns leider nicht unterhalten. Er will, dass wir ein unterhaltsames Kartenspiel spielen: „Würdest Du lieber…?“

Niederschwelliges Entertainment mit Häufchen, Flachwitze und fiese Fragen fordern uns alles ab. Wir halten fest: Wir würden uns an Casting Shows wagen, unsere Unsterblichkeit genießen, im Gesicht hinterm Ohr tätowieren lassen, eine eigene Religion gründen und viele andere merkwürdige Dinge wagen. Zumindest rein theoretisch … Schnuffel erträgt uns nach diesem Funbreak zumindest nur noch unter Alkoholeinfluss.

Ist eigentlich jedes Entertainment auch Kunst?

Was ist denn alles Entertainment? Kunst, Theater, TV, Spiele, Zirkus – alles, was bei der KSK im Anmeldebogen auszuwählen ist.
Ist Schach auch Entertainment? Phina hat da ihre Zweifel. Und Fußball? Ist Sport generell keine Unterhaltung?
Wir halten fest: Sport kann Unterhaltung sein. Aber ist deshalb keine Kunst. Oder?

"Unterhaltung entsteht im Dialog zwischen Kunstwerk und Betrachter."

Und andersherum? Ist jede Kunst Unterhaltung? Selbst ein Gemälde an der Wand? Fernsehen ist doch auch nur ein bewegtes Bild. Das Bild an der Wand an sich ist noch keine Unterhaltung. Aber wenn dieses Bild bei seinem Betrachter etwas auslöst, ein Kopfkino, dann wird selbst ein Gemälde zur Unterhaltung.

Wir glauben, jede Kunst möchte Unterhaltung sein, möchte anstecken. Aber Kunst ist Geschmackssache und deshalb kommen wir zu dem Schluss, dass nicht jede Kunst jeden unterhalten kann.

Was auch unterhält und Spannung und Aufmerksamkeit fängt, ist ein guter Cliffhanger. Deshalb beenden wir unsere Folge auch mit einem:
Unsere nächste Folge wird schon wieder außergewöhnlich. Wenn alles glatt läuft. wir trauen dem Braten noch nicht und rechne grundsätzlich mit allem.  Was wir damit genau meinen, verraten wir noch nicht. Die Entertainment-Branche ist ein abergläubischer Haufen.
Erst wenn Mary ihre Finger in die Wundmale des zwangsfinanzierten Entertainments in Köln Ehrenfeld gelegt hat, werden wir es glauben.

Also lasst Euch überraschen und drückt uns in Eurer Unwissenheit die Daumen.

Carpe Artes! Nutze die Künste! Mach was aus deiner Kreativität!

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