Folge 03 – Mit wem vergleiche ich mich?

Carpe Artes Folge 03 - Mit wem vergleiche ich mich?

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In dieser Folge dreht sich alles ums Vergleichen. Mit wem vergleichen wir uns und warum? Um uns besser zu fühlen? Um besser zu werden? Oder geht es uns schlecht, wenn wir nur auf andere schauen und nicht auf uns selbst?

Wir haben einen Blick auf die Kreativen aus Kunst, Literatur und Musik in der Geschichte geworfen. Wie gingen Mozart, Goethe und Co mit Vergleichen, Konkurrenz und Kritik um? Und was können wir heute daraus lernen? Wir haben mit einer Psychologin darüber gesprochen, was das Vergleichen mit uns macht und wie wir uns davor schützen können, negative Folgen zu entwickeln.

 Schon reingehört? Teil I, Teil II und Teil III sind hier verlinkt, die Zusammenfassung findet Ihr in diesem Beitrag.

Ach ja! Übrigens: Uns macht das Podcasten einfach zu viel Spaß und ihr könnt Euch ja nicht wehren, also haben wir beschlossen, unsere Folgen auf +/- eine Stunde zu beschränken, aber dafür wöchentlich zu senden. Jeder Monat steht dabei unter einem Thema, das wir je aus drei Blickwinkeln beleuchten. Am vierten Wochenende eines Monats haben wir dann in Carpe Talk einen neuen kreativen Gast für Euch.

„Die Konkurrenz schläft nicht“

Konkurrenz vs. Kooperation in der Geschichte der Kreativität

Mit wem vergleiche ich mich? Der Drang sich mit anderen zu vergleichen, ist nicht nur in den kreativen Berufen zu finden, sondern im ganz normalen Leben. Wer vergleicht sich nicht?

"Die Theorie des sozialen Vergleichs (Leon Festinger 1954) besagt, dass Menschen Informationen über das eigene Selbst durch den Vergleich mit anderen gewinnen können. Ein solcher sozialer Vergleich findet besonders dann statt, wenn ein objektiver Maßstab dafür fehlt."

Die Frage ist eher, wie und warum wir es tun und welche Art des Vergleichens förderlich ist und welche nicht. In der heutigen Folge werden wir mal „ad fontes“ – zurück zu den Wurzeln gehen.

Denn mit wem vergleichen wir uns lieber als mit den großen Meistern der Vergangenheit. Sie können in diesem Battle ja nicht mehr nachlegen. Aber dafür haben sie verdammt beeindruckend vorgelegt.

Aber es braucht kein Facebook für ein Like-Battle und kein Twitter für einen Shitstorm. Das ging schon früher.

Michelangelo vs Leonardo - Ist das Kunst oder kann das weg?

Florenz Anfang des 16. Jahrhunderts.

Michelangelo und Leonardo da Vinci ließen kein gutes Haar an der Kunst des jeweils anderen. Leo war der Star seiner Zeit und plötzlich kam Michelangelo – das gefiel Leo gar nicht.

Michelangelo wurde mit seinem David bekannt, aber er malte auch. Papst Leo X. engagierte Leo für einen Großjob, aber er war dem Papst zu langsam und so holte Hochwürden noch den 29 Jahre jüngeren Michelangelo dazu. Resultat: Keiner von beiden vollendete den Job.

Caravaggio vs Baglione - Der Porno-Amor und seine Folgen

100 Jahre später immer noch in Italien – in Rom.

Über Kunst lässt sich nicht streiten? Das haben Caravaggio und Baglione ganz anders gesehen. Ihre Auseinandersetzung über das, was Kunst darf, endete sogar vor Gericht.

Caravaggio erschuf ein Kunstwerk mit einem ausgesprochen freizügigen Amor (von uns liebevoll Porno-Amor genannt). Das stieß Baglione so sehr auf, dass er auf das Bild mit einem Gegenwerk antwortete: Er schuf ein Bild, auf dem ein gerüsteter Engel Caravaggios Porno-Amor niederrang.

"Porno-Amor" - Quelle: Wikimedia

Darüber wiederum war Caravaggio so verärgert, dass er satirische Schmähgedichte über Bagliones Bild verfasste. Das brachte das Fass dann zum Überlaufen und Baglione zeigte seinen Kollegen an – und er bekam Recht! Caravaggio musste dafür kurzfristig ins Gefängnis.

Goethe vs Schiller - Hate mit Bromance-Happy End

"Bevor aber Goethe und Schiller zusammenfanden und schließlich Freunde wurden, empfanden sie lange Zeit eine entschiedene Abneigung füreinander, und literarische Rivalen blieben sie ohnehin immer."

Zurück nach Deutschland. Ins Land der Dichter und Denker: Weimar Ende des 18. Jahrhunderts.

Schiller war deutlich jünger und kam aus eher armen Verhältnissen. Er sah zu Goethe auf, doch der sagte „Schiller war mir verhasst“. Er bezeichnete seinen jungen Kollegen als „kraftvolles aber unreifes Talent“. Ihre erste Begegnung 1788 in Rudolfstadt verlief dementsprechend wenig erfreulich. Erst sechs Jahre später sahen sie sich wieder (Sommer 1794). Schiller sucht das Gespräch und es gelingt ihnen ein Neustart. Es entsteht eine 10-jährige Dichterfreundschaft, die erst mit Schillers Tod endet.

"Wir haben viele Distichen gemeinsam gemacht, oft hatte ich den Gedanken und Schiller machte die Verse, oft war das Umgekehrte der Fall, und oft machte Schiller den einen Vers und ich den anderen. Wie kann nun da von Mein und Dein die Rede sein!"

1805 verstarb Schiller im Alter von 45 Jahren an einer Lungenentzündung. Goethe war sehr schockiert von dem Tod seines jüngeren Kollegen. In einem Brief an seinen Freund Carl Friedrich Zelter empfand er den Verlust von Schiller, als hätte er „die Hälfte seines Daseins verloren“.

Mozart vs Salieri - Das erste Musik-Battle?

Zur gleichen Zeit etwas weiter südlich: Wien.

In Wien kursierten vielerlei Gerüchte über den Streit zwischen Wolfgang Amadeus Mozart und dem Hofkomponisten Antonio Salieri.

Den beiden Komponisten wurde die Aufgabe gestellt, je eine kurze, einaktige Oper zu schreiben, die auf zwei gegenüberliegenden Bühnen aufgeführt wurden.

Bei der Aufführung der Opern zeigte sich der bei Hof zugemessene Rangunterschied zwischen dem Hofkapellmeister Salieri und dem freien Künstler und Außenseiter Mozart: Mozarts Oper wurde als Vorspiel aufgeführt, gefolgt von Salieris doppelt so langem Stück, das ein Riesenerfolg wurde. Salieri erhielt dafür auch das doppelte Honorar.

FUNBREAK - Peinlichkeit of the Day

Unser erster Themenabschnitt gipfelte in der „Peinlichkeit of the Day“. Einer kleinen Rubrik, die es sich zur Aufgabe macht, uns wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen.

Denn immerhin ziehen wir hier gewissermaßen über die ganz Großen der Kreativen in der Geschichte her. Und da war Schnuffel der Meinung, uns etwas Demut lehren zu müssen. Wenn Ihr diese Peinlichkeiten aber erfahren wollt, müsst Ihr schon in die Folge hören. 😉

William Turner vs John Constable - Sieg in letzter Sekunde

London, 1830er.

Die Royal Academy hat zur Jahresausstellung geladen. Nicht zufällig hängen die größten Rivalen der englischen Landschaftsmalerei –William Turner und John Constable – nebeneinander. Doch in letzter Sekunde vor der Ausstellungseröffnung kann Turner seinen Rivalen ausstechen, durch einen einzigen gezielt gesetzten Farbtupfer der alles verändert!

Turners Kunst hing schon in dessen Jugend in der ersten Ausstellung. Was für ein Schlag ins Gesicht für Constable, der vierzig Jahre für seinen Erfolg arbeiten musste. Kurz vor der Eröffnung der Ausstellung durften beide Künstler ihre Werke noch optimieren. 

"Schneller, besser, größer: Die Londoner Schau „Turner and the Masters“ zeigt den Ehrgeiz des jungen Malers, die Tradition zu übertrumpfen. Sie beweist, dass Turner hoch gepokert und letztlich triumphiert hat."

Am Beispiel von Turner wird klar: Traditionen und alte Meister sind Vorbilder, Inspiration und zugleich Motivation, es besser zu machen. Es kann zur Steigerung der Fähigkeiten durch den Vergleich kommen. Überkommen von alten Traditionen und Neues wagen – auch das ist Vergleichen.

Edgar Alan Poe vs Henry Wodsworth Longfellow - Berufsschriftsteller vs Hobbyautor

Werfen wir doch mal einen Blick über den großen Teich. Unter anderem in New York machte da ein Poet von sich reden, der nicht nur Sci-Fi und Krimi neu definierte, sondern ganz nebenbei auch gern seine Kollegen zerriss: Edgar Allan Poe.

Eines seiner Lieblingsopfer war Henry Wadsworth Longfellow (diese Auseinandersetzung ging sogar als Longfellow-Krieg in die Literaturgeschichte ein), den er zum Plagiator erklärte.

Quelle: Wikimedia

"Neben Poes berechtigter und scharfsinniger Literaturkritik dürfte die Schärfe seines Tons auf sehr persönlichen Motiven beruhen: Poe war Berufsschriftsteller und wurde für seine Arbeit, wenn überhaupt, nur gering bezahlt; Longfellow war ein wohlhabender Erbe, der reich geheiratet hatte und als Privatier leben konnte."

In diesem Fall war also vor allem der Kontrast zwischen Beruf und Hobby der Aufhänger. Aber auch wenn Poe fleißig austeilte, war seine Kritik nicht nur gefürchtet, sondern auch gefeiert und geliebt.

"Poe versuchte, die Provinzialität des US-amerikanischen Literaturbetriebs zu überwinden und allgemeingültige, ästhetische Maßstäbe an die besprochenen Werke anzulegen […]: „Großmäulig sind wir geworden und eitel im verblendeten Stolz ob einer allzu rasch errungnen, litterarischen Freiheit. Unter anmaßendstem, sinnlosesten Hochmut verwerfen wir jedwede Achtung vor fremder Meinung - vergessen wir […], daß die wahre Schaubühne für den Litteratur-Beflissenen einzig und allein nur die ganze Welt sein kann […]“ "

Van Gogh und Gauguin - WG wider Willen

Arles (Frankreich) in den 1880ern.

Van Gogh und Gauguin wollen in einer WG die Kunst revolutionieren. Schon nach neun Wochen endet das Unternehmen katastrophal.

Denn Van Gogh war der einzige, der diese WG wollte. Gauguin hat sie sich gewissermaßen von ihm aufschwatzen lassen. Allerdings waren beide sehr unterschiedlich und passten so gar nicht zusammen.

"Kreative Geister brauchen Platz."

Gauguin hat immer wieder damit gedroht, die WG zu verlassen – vor allem angesichts der vielen Streiterein zwischen den beiden Künstlern. Eines Abends verschwand Gauguin wirklich. Am nächsten Tag fehlte Van Gogh ein Ohr.

Der Mythos lebt: War es Gauguin oder war es Van Gogh selbst? War das Verlassen seines Mitbewohners zumindest der Auslöser? Wir werden es wohl nie erfahren.

Mann, Mann, Mann - Geschwisterliebe mal anders

Irgendwo in Europa um den Jahrhundertwechsel zum 20. Jahrhundert hassten und liebten sich zwei Brüder …

Eine unvergleichliche Hass-Liebe zwischen zwei Brüdern, die sie nicht nur (mehr oder weniger) privat in Briefen ausfochten, sondern auch in ihren Büchern:
Die Gebrüder Mann.

Quelle: Wikimedia

"Selten war so viel Konflikt, selten so viel Zuneigung. Die Schriftsteller Thomas und Heinrich Mann konkurrierten wie kein zweites Geschwisterpaar der Literaturgeschichte um Ruhm und Erfolg und waren auch politisch mitunter entzweit."

Eines seiner Bücher widmet Heinrich seinem Bruder: „Dem einzigen, der mir nahe ist“. Zugleich sprechen die Brüder aber zu gern in ihren Büchern übereinander – in Metaphern und durch ihre Figuren. „Mein Feind bist nur du“, hört Heinrich aus Thomas Texten heraus. Man kann sagen: Die beiden waren sich in jedem nur erdenklichen Bereich ihres Lebens Konkurrenten. Diesmal ist die Kunst nicht der Auslöser des Konfliktes, sondern vielmehr dessen wohl ertragreichste Ausdrucksform.

Der Zeitartikel endet mit der Erkenntnis:

"Das war der Unterschied. Der eine Mann wurde zurückgestoßen und hatte nur die Kunst, um sich wieder aufzurichten. Der andere Mann wurde erhöht und hatte neben der Kunst auch noch Geschmack am Leben."

Quelle: Wikimedia

Ein Riss geht durch die Kunst

Berlin, 1911.

Der Streit zwischen Emil Nolde und Max Liebermann zerreißt die Sezession und nimmt den Riss vorweg, der die deutsche Gesellschaft spaltet.

Noldes Gemälde „Pfingsten“ durfte nicht ausgestellt werden und Liebermann gab dem Recht. Ein Streit Impressionismus versus Expressionismus entstand. Eine neue Kunstrichtung versucht, seine Berechtigung zu erlangen. Aber einen neuen Weg zu beschreiten, war bekanntlich noch nie einfach.

Ein stummer Schrei nach Liebe an Tagen wie diesen ...

Immer noch in Berlin, Ende der 1990er.

Ein paar Mediziner ziehen Toten die Hosen aus. Oder um es klarer auszudrücken: Der Beef zwischen Die Ärzte und Die Toten Hosen.

"Das Verhältnis war nicht immer gut. In den Anfangstagen waren wir befreundet. Aber dann sind wir uns ein bisschen in die Haare geraten über die Art und Weise, was man bereit ist, für den Erfolg zu tun. Wir waren in den Anfangstagen viel puristischer. Leider hatten wir denselben Freundeskreis, weil wir ja auch aus derselben Szene kamen. Und das führte zu seltsamen Situationen. Es war fast wie im Kalten Krieg. Da standen wir auf Partys und haben nicht miteinander geredet […] Ich erinnere mich an eine Nacht, in der es zum Showdown kam, wo vor dem Ballhaus Tiergarten gegenseitig ein paar Ohrfeigen geflogen sind."

Das Gute: Auch hier gibt es – wie bei Goethe und Schiller – ein Happy End. Heute touren die Bands zusammen durch die Lande und vereinen ihre Power.

Ein Carpe-Awwww-Moment!

Gefolgt von der Erkenntnis: Öffentlicher Beef ist auch immer ein gutes und oft gewolltes und bewusst provoziertes Werbemittel.

"Ich war bei den unsozialen Medien ..."

Teil II: Was macht Vergleichen mit uns?

Im zweiten Teil unseres Mai-Themas schauen wir ins heute und auf uns. Was macht das Vergleichen mit uns und tut es uns gut oder ist es gefährlich?

Ein kleines Beispiel am Anfang: Unsere letzte Folge dauerte 62 Minuten. Faktisch liegen wir damit 2 Minuten über unserer 60-Minuten-Grenze. Verglichen aber mit den ersten beiden Folgen haben wir eine fantastische Punktlandung hingelegt und fühlen uns mit dieser Erkenntnis eigentlich verdammt gut.

Das Interview mit Diplompsychologin Alina Gause

Phina hat ein spannendes Interview gefühlt. Eins, das wieder eine knappe Stunde ging. Für sie war es das erste Interview und für uns – und hoffentlich auch Euch – ist das, was dabei herauskam spannend zu hören.

Weil wir es für die Podcastfolge natürlich wieder kürzen mussten, stellen wir es Euch hier wie auch beim letzten Mal im Ganzen zur Verfügung. Im Podcast haben wir die Antworten der Psychologin Alina Gause auf zwei der drei Teil-Folgen aufgeteilt. Hier hört ihr alles in seiner Originalreihenfolge und im Ganzen:

Interview mit Alina Gause, Diplompsychologin, Autorin, Sängerin und Schauspielerin (a.way – the artists way of life)

Wir haben Frau Gause unter anderem gefragt: Kann das Vergleichen mit anderen zu einer Sucht werden?

Unsere Expertin sagt: Im Grunde ist es dann nicht das Vergleichen, nach dem wir eine Sucht entwickeln. Es ist der Kick, der Reiz, es geht dann nicht mehr um Inhalte. An diesem Punkt erreicht das Verhalten der betreffenden Person aber ganz klar krankhafte Züge. Es geht dann nicht mehr um den inhaltlichen Austausch, sondern nur noch um Likes. Wenn sich der Wunsch nach Likes aber zu einer regelrechten Sucht entwickelt, müssen noch weitere Probleme vorliegen, die das Suchtverhalten zusätzlich triggern: Der Wunsch, einen unangenehmen Zustand zu überdecken oder eine Leere zu füllen beispielsweise.

Man muss sich fragen, wonach man sich sehnt. Wertschätzung? Resonanz? Zuwendung?

„Ohne kreatives Chaos geht’s nicht“ – „Aber es muss die anderen Zeiten geben.“

Wie kann man sich gegen die krankhafte Ausprägung der Anerkennungssucht/ des Vergleichens schützen?

Bleibt kritisch Euch selbst gegenüber. Was macht mich aus und was mein Gegenüber? Wo liegen unsere Unterschiede? Warum sind wir anders und warum läuft es bei mir anders? Was will ich überhaupt? Will ich denn, dass es bei mir so läuft wie bei meinem Gegenüber – selbst wenn ich dafür etwas an mir selbst ändern müsste?

Wir lernen uns selbst kennen durch den Vergleich mit anderen. Wir können daran wachsen und besser werden – wenn wir das Vergleichen als Mittel zum Zweck sehen, unsere Kunst besser zu verbreiten oder effektiver zu arbeiten. Wenn wir uns aber mit einem unverhältnismäßigen Gegenüber vergleichen, dann kann das nur schief gehen.

Was ist Neid? Was ist Missgunst? Wo liegt der Unterschied?

Neid ist nicht mehr als eine natürliche Reaktion auf ein Gegenüber, das etwas hat oder kann, das ich bei mir vermisse. Daran ist grundsätzlich nichts Falsches. Problematisch wird Neid, wenn daraus keine Motivation entsteht, sondern Missgunst.

Neid darf man aussprechen! Das kann – bei einer angemessenen Wortwahl – ein großes Lob für das beneidete Gegenüber sein.

Meist sehen wir nur das Ergebnis, wenn wir jemanden beneiden. Versucht Euch vorzustellen, wie der Erfolg eines anderen zustande gekommen ist. Entbehrungen, harte Arbeit, Disziplin, wenig Schlaf, wenig Privatleben … Erfolg beruht meist auf vielen Opfern, die jemand erbracht hat. 

Neid und vor allem Missgunst kommen vor allem dann, wenn wir uns diese Opfer nicht bewusst machen. Oftmals scheinen uns die Probleme und Opfer anderer kleiner als die eigenen.

„Erfolgsrezept Nummer 1 ist Tun“ „Bleibt dran“

FUNBREAK II - Die Kunstanalyse

Unser zweiter Funbreak stand ganz und gar im Zeichen der Kunst. Wir haben uns an einer Freestyle-Kunstanalyse versucht. Wenn Ihr uns nicht glaubt, dann lest den total spontanen Freestyle-Text doch selbst nochmal durch (PDF-Download):

Wie kann man lernen, sich mehr über den Erfolg eines anderen Künstlers zu freuen?

Am besten hilft wohl die Erkenntnis, dass wir alle besser vorankommen, wenn wir uns gegenseitig unterstützen und bereichern. Man kann sagen „Konkurrenz verdirbt das Geschäft“, denn eine Kooperation ist letztlich deutlich effektiver.

Das beste Beispiel für Zusammenarbeit und gegenseitig Unterstützung und Motivation ist unser Podcast. Wir sind – theoretisch – Konkurrenten. Na und? Kunst wird nicht schlecht, Bücher haben kein Verfallsdatum. Und Leser und Kunstliebhaber sind nicht plötzlich satt. Jedes gute Werk weckt den Durst nach mehr. 

Das Vergleichen, das Analysieren der Konkurrenz ist relevant für die Wirtschaftlichkeit. Man muss den Markt kennen; wissen, was die Konkurrenz macht. Aber das bedeutet eben nicht, dass man dieses Vergleichen persönlich nehmen sollte. Es bedeutet nicht, dass man sich in einem Kampf gegen die anderen befindet.

„Nach Gott haben wir nichts Wichtigeres mehr gehabt als die Öffentlichkeit“

Teil II: Was macht Vergleichen mit uns?

Lästern auf globalem Niveau. Was es schon seit der Antike gibt, geht heute größer, schneller und weiter. Wie verändern die Social Media unseren Umgang mit uns selbst und unserer Kunst – aber auch mit unserem Gegenüber und dessen Werken?

Phina hat Frau Gause auch Fragen zum Vergleichen in den Social Media gestellt. Denn wir haben uns gefragt, inwiefern die Social Media den Konkurrenzkampf unter Künstlern noch befeuern.

Nicht die Konkurrenz wird angeheizt, sondern die Bewertung (breiter, schneller, anonymer). Das bringt mich schnell weg von dem, wie ich sein will und verschiebt den Fokus auf etwas, das mir nicht so wichtig sein sollte. Da hilft es, strategisch zu denken: Was will ich eigentlich sagen? Was brauch ich dafür für Skills? Wie werde ich gut in dem, was ich tue? Wie kann mir das Feedback in den Social Media helfen?

„Kreative sind eben nicht zufällig kreativ, sondern sind eigene Köpfe. Sie machen auch aus den Sozialen Medien ihr eigenes Ding.“

Leidet nicht unter den Dingen, die digital laufen. Nehmt sie Euch nicht zu Herzen. Überlegt viel mehr: Wie nutze ich das für mich? Was macht mir in den Social Media Spaß? Wenn uns das Online-Feedback zu sehr zu schaffen macht, dann hilft es, einen Schritt zurückzutreten. Nehmt Euch eine (virtuelle) Auszeit. Umgebt Euch mit Menschen, die Euch gut tun. Bringt Abstand zwischen Euch und die Meinung, die Euch zu schaffen macht. Reagiert nicht sofort. Wehrt Euch gegen die Geschwindigkeit des Webs.

Ein kleiner Mary-Exkurs:

Ich glaube, Frau Bause spricht ein paar sehr wichtige Dinge an.

Wir vergleichen uns mit allen, überall und zu jeder Zeit. Wir reagieren unmittelbar – innerhalb von Sekunden. Briefe etc haben die Kommunikation früher verlangsamt und so sehr viel Emotion aus einer Debatte nehmen können. Heute reagieren wir oft schneller, als sich unser Mütchen kühlen kann. Die Gebrüder Mann schrieben sich Briefe und ganze Bücher über Monate und Jahre. Bei uns entstehen Kommentare im Sekundentakt – ohne den Moment der Reflektion und Zurücknahme der eigenen Gefühle.

Das ist etwas, das sich deutlich verändert hat. Auch wenn man sagen muss, dass für die Kreativen offenbar schon immer die Welt die Bühne war und nur der Himmel das Limit. Drunter machen wir es nicht. Wie war das bei Poe vor zwei Wochen?

„Unter anmaßendstem, sinnlosesten Hochmut verwerfen wir jedwede Achtung vor fremder Meinung - vergessen wir […], daß die wahre Schaubühne für den Literatur-Beflissenen einzig und allein nur die ganze Welt sein kann.“

Ein kleiner Mary-Exkurs II:

Für die Künstler hat sich ihre Bühne heute tatsächlich so erweitert. Sie machen sich nackig vor der Welt und stellen sich mit ihrer Kreativität und eigenen Persönlichkeit der Öffentlichkeit. Früher rechtfertigten sich die Menschen vor Gott und heute vor der Welt. Und das Resultat? Direktes Feedback statt jüngstes Gericht.

Unser Wirkungskreis hat sich erweitert. Es zählen nicht nur Familie, Freunde, Bekannte – oder Kollegen in unmittelbarer Nähe (Lokal oder im Thema). Man muss sich nicht mehr direkt begegnen, wie Goethe und Schiller. Die ganze Welt ist der Pausenhof, auf dem es sich nun zu verhalten und behaupten gilt. Das Niveau bleibt dabei oft das der Pöbelei auf dem Schulhof. Denn die Hemmschwelle ist so furchtbar niedrig: Schnuffel87 kann sich hinter seinem Bildschirm verstecken und Hater1999 fleißig Fiesheiten speien, ohne belangt zu werden. Die Kritiker müssen heute nicht mehr zu ihrer Kritik stehen oder sich rechtfertigen, wie ein Poe. Sie können in der Anonymität das Web verschwinden.

Umso wichtiger ist es, sich ab und an von all dem zurückzuziehen – zu den Menschen, die einem unmittelbar guttun – so wie Frau Gause es schon sagte.

FUNBREAK III - Das Quiz: Wer bin ich?

Der dritte Funbreak zum Thema war ein Quiz, das Mary uns gebaut hat. Es geht darum, per Multiplechoice herauszufinden, welchem der Künstler aus unserer ersten Vergleichen-Folge wir am ähnlichsten sind. Natürlich wollen wir diesen Spaß nicht nur allein haben und deshalb an dieser Stelle der Link zum Quiz:

Social Media-Reichweite ist die neue Währung, oder was?  Aber auf lange Sicht haut das doch nicht hin!  Wenn der Fokus auf der Außenwirkung liegt, dann kann das nicht gesund sein und nicht glücklich machen. Es fehlt die Zeit, auch Inhalte zu schaffen. Da können wir Frau Gause nur zustimmen.

Die Social Media wirken oft wie das reale Meinungsbild. Man glaubt, dass das Urteil, das einem dort entgegenbläst, das ist, was alle Welt denkt. Das kann unter Druck setzen. Vor allem, wenn man die ausgesuchten Freundlichkeiten von Hatern abbekommt. Aber das, was ihr in den Social Media erlebt, ist nicht die reale Welt. Und die Meinung einiger – meist anonymer – Personen sollte für Euch nicht entscheidend sein.

Vor allem, weil die große, anonyme Bühne auch Möglichkeiten des Schauspiels bietet. Und das nicht zu knapp. Niemand muss sich wirklich nackig machen. Die wenigsten tun es. Was sie tun, ist eine Inszenierung. Ein perfektes Theaterstück einer perfekten Figur. Eine Figur, die nicht echt ist und deshalb auch von niemandem erreicht werden kann – weder von ihrem Erschaffer noch von denen, die sie betrachten. Daraus entsteht ein krankhafter Zwang nach Perfektion. Ein Zwang mit einer fiktiven Figur mitzuhalten, der man nicht entsprechen kann. Ähnlich den Models und vermeintlichen Schönheiten in Modemagazinen. Wer sich grundlegend mit Anatomie und Photoshop auskennt, kann hier Fiktion und Realität auseinanderhalten. Aber wer nur nach dem Optimum sucht, der sieht es und versucht es verzweifelt zu erreichen.

Carpe Artes! Nutze die Künste! Mach was aus deiner Kreativität!

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Unser Gastauftritt in diesem Monat:

Alina Gause

Diplompsychologin, Autorin, Sängerin und Schauspielerin
a.way – „The Artists‘ Way of Life“.

Beratung und Hilfe
www.artists-way.de

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